FAQ

Was muss ich für die Antragstellung tun?

Für die Antragstellung wird in den meisten Städten die Diagnose einer autistischen Störung benötigt, die durch eine Klinik, eine ÄrztIn oder eine PsychologIn erstellt wurde. In der Regel ist eine Diagnosestellung außerhalb der Praxis Autismo erforderlich. Antragsberechtigt ist der Mensch mit Autismus, bzw. stellvertretend seine Sorgeberechtigten oder seine BetreuerIn. Häufig ist ein Bericht über das Erstgespräch in der Praxis Autismo zusätzlich erforderlich. Im Rahmen der Antragsstellung wird außerdem häufig eine Vorstellung im örtlichen Gesundheitsamt nötig. Hier soll in der Regel eine ärztliche MitarbeiterIn der Stadt die Notwendigkeit der Maßnahme überprüfen. In den meisten Städten ist eine Antragstellung schon möglich, wenn eine schriftliche ärztliche Diagnosestellung vorliegt, in einigen Städten ist der Bericht der Praxis Autismo zusätzlich erforderlich.

Wer bezahlt die Therapie?

Die Fördermaßnahmen werden beim Jugendamt, Sozialamt oder dem zuständigen Landschaftsverband beantragt.

Kann ich mir eine Person aus dem Team als TherapeutIn für mein Kind aussuchen?

Welche TherapeutIn mit einem Menschen mit Autismus arbeitet, wird nach inhaltlichen und organisatorischen Gesichtspunkten von der Leitung in Zusammenarbeit mit den MitarbeiterInnen bestimmt.

Warum erhält mein Kind eine musiktherapeutische Förderung?

In der Praxis Autismo arbeiten mehrere MusiktherapeutInnen. Viele, aber nicht alle Menschen mit Autismus mögen Musik oder haben hier besondere Fähigkeiten. Nicht selten gelingt es ihnen leichter, einen Liedtext und eine Melodie zu behalten und nachzuahmen, als selbst zu sprechen. Über Musik sind auch Menschen, die nicht sprechen können in den Bereichen des Gefühls und des Kontaktes erreichbar. Auch Menschen, die über sprachliche Fähigkeiten verfügen, gelingt nicht selten ein musikalischer Kontakt viel leichter als ein sprachlicher.

Warum bekommt mein Kind im Rahmen der autismusspezifischen Förderung Heilpädagogik?

Die Heilpädagogik ist eine ganzheitliche Methode zur Förderung von Menschen mit Behinderungen und anderen Störungen. Sie orientiert sich stark an den jeweiligen Fähigkeiten des einzelnen Menschen. In der Praxis Autismo dienen heilpädagogische Förderstunden auch der Erweiterung der motorischen und Handlungsfähigkeiten, der Förderung der Wahrnehmung und der Gewährleistung gerade in den Bereichen Wahrnehmung und Motorik, aber auch in den anderen Entwicklungsbereichen, die Entwicklung des Menschen mit Autismus möglichst genau und realistisch im Rahmen des Förderprozesses einzubeziehen.

Warum muss ich so lange auf einen Therapieplatz warten?

Vier bis acht Wochen nach der telefonischen Anmeldung findet das Erstgespräch statt, an dem außer dem Menschen mit Autismus seine Eltern oder andere Sorgeberechtigte teilnehmen. Etwa drei Wochen später ist ein Bericht über das Erstgespräch von Seiten der Praxis verfügbar. Eltern oder Sorgeberechtigte können mit Hilfe dieses Berichtes, eines eigenen Antragsformulars und in der Regel einer ärztlichen Diagnose einen Antrag beim Kostenträger stellen. Die Antragstellung beim Kostenträger (i.d.R. Sozialamt oder Jugendamt sowie in einigen Fällen der Landschaftsverband) ist jedoch bei den meisten Kostenträgern auch schon unter der Vorlage des ärztlichen Gutachtens zur Diagnose möglich. Die Bearbeitungszeiten beim Kostenträger sind unterschiedlich lang. Meist wird in dieser Zeit noch eine weitere Vorstellung z.B. bei einer Ärztin oder einem Arzt des Gesundheitsamtes erforderlich. Sobald die Übernahme der Kosten durch den Kostenträger zugesagt wurde, sollte ein Anruf in der Praxis erfolgen. Erst ab diesem Zeitpunkt beginnt die gegebenenfalls notwendige Wartezeit in der Praxis, die zwischen einem und sechs bis sieben Monaten liegen kann. Sobald ein inhaltlich und zeitlich passender Therapieplatz frei ist, meldet sich eine MitarbeiterIn des Autismoteams bei den Eltern oder Sorgeberechtigten oder der KlientIn selbst.
Die Praxis ist bemüht, Wartezeiten möglichst gering zu halten. Dies gelingt jedoch nur teilweise, da wir die Nachfrage nach Therapien und die Dauer der schon begonnenen Fördermaßnahmen nicht oder nur teilweise steuern können.

Kann man bei Ihnen auch ein Praktikum machen?

Die Praxis richtet pro Jahr ein bis zwei Praktikumsplätze ein; als besonders sinnvoll haben sich mehrmonatige Praktika herausgestellt.

Kann die Förderung auch im Kindergarten oder in der Schule stattfinden?

Etwa 40% der Fördermaßnahmen finden mobil statt: in Kindergärten, Schulen, Wohnheimen und Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. In der Praxis verfügen wir jedoch über umfangreiches Material zur Förderung, das nicht immer im Auto transportabel ist. Auch kann eine räumliche Lösung der Förderung vom Alltag Fortschritte erleichtern. Organisatorisch sind die MitarbeiterInnen zur Aufrechterhaltung einer guten Qualität der Arbeit darauf angewiesen, dass mindestens 60% der Fördermaßnahmen in den Räumen der Praxis stattfinden, um eine allzu große Belastung der Arbeitszeit durch die Fahrtzeiten zu vermeiden.

Warum finden so viele Gespräche statt?

In den ersten ein bis zwei Jahren der Therapie sollten monatlich Elterngespräche stattfinden, um gemeinsam mit der BeraterIn Wege zu suchen, wie der Mensch mit Autismus im Alltag von seiner Umgebung gut unterstützt werden kann.

Wie oft findet die Therapie statt?

In der Regel finden zwei Therapiestunden pro Woche statt als zwei einzelne Stunden an verschiedenen Tagen oder als Doppelstunde an einem Tag. Außerdem finden regelmäßige Gespräche mit den Bezugspersonen statt.

Gibt es Rückfälle nach einer zunächst erfolgreichen Therapie? Wenn ja, wie viele und wie kommt es dazu?

Der Entwicklungsverlauf von Menschen mit Autismus unterliegt starken Schwankungen. Häufig kommt es nach Phasen des Fortschrittes und der allgemeinen Beruhigung nach einiger Zeit zu Phasen des Rückschrittes und der Unruhe. Es ist daher sowohl für die TherapeutInnen als auch für Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen,… sinnvoll, den Erfolg des eigenen Handelns oder der Integration des Menschen mit Autismus in eine Gruppe im Rückblick auf größere Zeitabstände zu betrachten.
Nach Abschluss einer Fördermaßnahme sollte jedoch der Mensch mit Autismus wie auch sein Umfeld in der Lage sein, bestimmte kritische Situationen ohne fachliche Hilfe zu bewältigen. Auch sollten erworbene Fähigkeiten in den Bereichen Kontakt, Kommunikation, Spiel oder Handlung nicht wieder verloren gehen und sich unerwünschte Verhaltensweisen wie Selbstverletzung oder Aggression nicht längerfristig wieder vermehren.

Welche Ziele strebt die Therapie an?

Zu Beginn der Fördermaßnahme und während des gesamten Förderprozesses spielen die Wünsche der Bezugspersonen (z.B. Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen) sowie des Betreffenden selbst eine große Rolle für den Förderprozess.
Insgesamt sind häufige Ziele: Reduktion aggressiver und / oder selbst verletzender Verhaltensweisen, Erweiterung der Fähigkeiten im Kontakt, in der Selbst- und Fremdwahrnehmung, Erweiterung der sprachlichen oder nicht sprachlichen kommunikativen Fähigkeiten, Verbesserung der Handlungskompetenz, der Fähigkeiten zum Spiel, das Entwickeln eines angemessenen Selbstbildes als Mensch mit Autismus, als Mensch mit Stärken und Schwächen. Ein weiteres Ziel ist, dass die Bezugspersonen des Menschen mit Autismus sein / ihr Verhalten verstehen und einschätzen lernen und bei Bedarf eine gute Unterstützung im Alltag geben können.

Sind die Therapien meist erfolgreich? Was erreichen Sie?

Autismus ist nicht heilbar. Darüber hinaus werden individuell sehr unterschiedliche Ziele beschrieben. Häufig gilt es, schwierige Verhaltensweisen, wie z.B. aggressives oder selbst verletzendes Verhalten zu reduzieren, die Fähigkeiten zur Integration in eine Gruppe zu stärken, die Fähigkeiten zum Kontakt zu erweitern, Fähigkeiten zur Kommunikation zu verbessern, die Kompetenz im Bereich des Handelns zu fördern. In diesen Bereichen sind die Fördermaßnahmen in der Regel erfolgreich.

Gibt es mehrere Therapiemethoden? Wenn ja, welche ist die vorteilhafteste und warum?

Es gibt eine große Anzahl verschiedener Methoden zur Förderung oder Therapie von Menschen mit Autismus. Hierbei kommen sowohl autismusspezifische Methoden zum Einsatz als auch im Einzelfall andere Methoden der Förderung und Therapie. In der Praxis Autismo arbeiten wir in der Förderung stark am Kontakt und der Beziehung orientiert mit Methoden, die die Erfahrung des Menschen mit Autismus erweitern und ergänzen dies mit anderen, mehr am Training orientierten Verfahren. Außerdem pflegen wir zum Austausch und zur Beratung eine enge Zusammenarbeit mit den Bezugspersonen des Menschen mit Autismus.

Wie lange dauert eine Therapiestunde?

In der Praxis Autismo dauert eine Förderstunde 60 Minuten.

Wie lange erfolgt eine Therapie?

Die Förderung oder Therapie erfolgt über mehrere Jahre. In der Praxis Autismo empfehlen wir nach einer mehrjährigen Förderung eine Therapiepause, in der die Familie prüfen kann, in welchem Umfang ihr ohne fremde Hilfe die Integration des Menschen mit Autismus gelingt. Dies kann das Gefühl der Autonomie der Familie erheblich stärken, aber auch deutlicher werden lassen, in welchen Bereichen genau Unterstützung weiterhin notwendig ist.

Sind Menschen mit Autismus oft depressiv, da sie kaum soziale Kontakte haben oder sind sie zumeist lebensfroh?

Es kommt auch vor, dass Menschen mit Autismus zusätzlich depressiv sind. Dies ist jedoch schwer festzustellen. Vieles weist darauf hin, dass Menschen mit Autismus ebenso wie alle anderen Menschen ein intensives Bedürfnis nach Kontakt haben. Allerdings kommt es durchaus vor, dass Menschen mit Autismus lebensfroh und zufrieden wirken, obwohl sie sehr wenig Kontakt zu haben scheinen.

Können Menschen mit Autismus normale Fähigkeiten (Rechnen, Schreiben Lesen) genauso leicht erlernen wie andere Kinder oder sind sie im Nachteil?

Menschen mit Autismus verfügen über sehr unterschiedliche Fähigkeiten. Ihre Fähigkeiten zum Lernen können jedoch erheblich beeinträchtigt sein: Viele Menschen mit Autismus können nicht verallgemeinern, nicht nachahmen, sie erkunden die Welt weniger aus Neugier und ihnen ist der Stolz der Eltern, das Lob oder die Zufriedenheit der LehrerIn weniger verständlich als anderen Kindern. Dadurch sind wichtige Motivationen und Prozesse beim Lernen erheblich eingeschränkt.

Wie kommt es zu diesen Fähigkeiten?

Diese Frage kann noch nicht wirklich beantwortet werden. Menschen mit Autismus können sich durch ihre Störung bedingt, auf sich verändernde Gegebenheiten, also auch auf das soziale Miteinander, nur sehr eingeschränkt einstellen. Dabei können ihre Lernfähigkeiten jedoch unterfordert sein. Unter Umständen konzentrieren sie diese auf Bereiche, in denen ihnen ein Lernen besser möglich ist.

Hat jeder Mensch mit Autismus eine besondere Begabung auf einem bestimmten Gebiet?

Bei den meisten Menschen mit Autismus gibt es im Verhältnis zu ihrem eigenen Entwicklungsniveau große Unterschiede in verschiedenen Bereichen ihrer Fähigkeiten. Bei einigen Menschen mit Autismus gibt es besondere Begabungen, z.B. im Zeichnen, Rechnen, in der Musik oder anderem.

Wie viele Menschen leiden unter Autismus?

Während Autismus früher als ausgesprochen seltene Störung galt, weisen neuere Studien darauf hin, dass unter Berücksichtigung aller Formen von Störungen des Autismus-Spektrums einer von 100 bzw. 400 Menschen betroffen ist. Hiermit träte Autismus mit ähnlicher Häufigkeit auf wie Schizophrenie.

In welchem Alter tritt Autismus auf?

Frühkindlicher Autismus beginnt in den ersten drei Lebensjahren. Bei manchen Kindern lassen sich schon für die ersten Lebensmonate im Nachhinein Auffälligkeiten bestimmen. Bei anderen Kindern treten erst im Alter von 1 ½ – 2 Jahren deutliche Auffälligkeiten in den Vordergrund.

Die Symptomatik des Asperger-Syndroms ist manchmal erst im Schulalter voll ausgeprägt beobachtbar.

Was genau ist Autismus?

Autismus ist eine tief greifende Entwicklungsstörung, die alle Bereiche des Lebens betreffen kann. Symptome finden sich vor allem in den Bereichen der sozialen Beziehungen und der sozialen Wahrnehmung, der Sprache und Kommunikation sowie der Interessen, Beschäftigungen und des Verhaltens.